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Dortmund, Konzerthaus

Haste Töne: Juwel in der Dortmunder Innenstadt  

 

In ihrer über 2000-jährigen Entwicklungsgeschichte hat die Orgel jahrhundertelang nicht-sakrale Funktionen ausgeübt. Von ihrem Ursprung her diente sie als profanes Instrument zum Musizieren in größeren Räumen, in Arenen und im Zirkus. Erst seit rund einem Jahrtausend wird die Orgel hauptsächlich als sakrales Instrument eingesetzt, wobei ihr profaner Zweck als höfisches Instrument zu keiner Zeit ganz verloren gegangen ist.

 

Die Orgelbauer des 19. und frühen 20. Jahrhunderts übertrugen keineswegs die Merkmale des Instrumententyps Kirchenorgel in die weltlichen Räume; von Anfang an wurde ein neuer Orgeltyp, die Konzertsaal-Orgel, entwickelt. Im Gegensatz zur liturgisch eingebundenen Kirchenorgel muss die Konzertsaal-Orgel bis heute zwar nicht ausschließlich, jedoch überwiegend folgende Aufgaben erfüllen:

  1. Das Zusammenspiel mit dem Orchester, was oft auch das Spiel gegen das Orchester einschließt.
  2. Das Zusammenspiel mit großen und kleinen Chören, die Begleitfunktion für die menschliche Stimme.
  3. Der Einsatz als Solo-Instrument zur Darstellung eines breiten Literaturspektrums. Diese Aufgabe spielte für die Walcker-Instrumente des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sicher noch keine so große Rolle.
  4. Die besondere Ausrichtung auf zeitgenössische und im Idealfall zukünftige Orgelmusik.  

Um diesen hohen Anforderungen an das Instrument gerecht zu werden, erschien es uns zwingend notwendig, eine Orgel mit einer starken, eigenen Persönlichkeit zu schaffen. Es war uns wichtig, ein Instrument zu schaffen, welches nicht eine farblose Universalorgel darstellt, sondern sich vielmehr ganz speziell auf die primären Aufgabenstellungen im Konzertsaal besinnt: das Zusammenspiel mit dem Orchester, die Begleitfunktion der Orgel sowie die Ausrichtung auf romantisch-symphonische und zeitgenössische Literatur.

 

Der Grundstein dieses Instrumentes wurde von Herrn Prof. Hatto Ständer aus Dortmund gelegt, der im Jahr 2000 plötzlich und unerwartet verstarb. Daraufhin wurde die Aufgabe der Orgelkonzeption Bernhard Buttmann übertragen, der sie in Zusammenarbeit mit unserer Werkstatt weiter entwickelte. Während des gesamten Projektes fanden intensive Gespräche zwischen dem Bauherrn, der Intendanz des Dortmunder Konzerthauses, den Akustikern, den Architekten, dem Orgelsachverständigen und dem Orgelbauer statt, die zu der jetzt geschaffenen Form- und Klangsprache führten.

 

Das Instrument ist als große, ruhige Form mit schlankem Unterbau an der Stirnseite des Konzerthauses oberhalb der Chorsitze platziert. Der Aufbau der Werke ebenso wie die Bedeutung der Crescendo-Fähigkeit des Instrumentes sind klar am Prospektentwurf ablesbar: auf der unteren Prospektpfeifenebene ist zentral im Mittelbereich das Hauptwerk angeordnet, welches seitlich von dem in C- und Cs-Seite geteilten Pedal flankiert wird.

 

Mit Stimmgangsabstand hinter dem Hauptwerk findet das II. Manual, in einem Schwellkasten angeordnet, Aufstellung. Das große Schwellwerk, welches durch ein Hochdruckwerk ergänzt wird, findet auf der darüber liegenden Ebene zentral seinen Platz. Die horizontalen Schwelltüren machen die Position des Teilwerkes deutlich.

 

Im Hinblick auf die Ausrichtung des Instrumentes liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den Grundstimmen der Orgel. Die fünf labialen 8'-Register im I. Manual, vier labialen 8'-Register im II. Manual sowie fünf labialen 8'-Register im III. Manual werden ergänzt durch die beiden labialen 8'-Hochdruckregister im Hochdruckwerk, welches auf Sturz angeordnet zwischen den in C- und Cs-Seite geteilten Windladen des großen Schwellwerkes im gleichen Schwellkasten angeordnet ist.

 

Hier findet sich neben der Seraphonflöte 8' und der Stentorgambe 8' auch die Tuba 8', die im Zungenbereich die 8'-Hochdruckentsprechung darstellt.

 

Das Pedal baut auf einem akustischen 32', zusammengesetzt aus 16' und 10 2/3', auf, dem sich drei weitere labiale 16' (Principal, Contrabass und Subbass) anschließen sowie eine zusätzliche Transmission aus dem Principal 16' des Hauptwerks.

 

Großer Wert wurde auf die Crescendofähigkeit des Instrumentes gelegt, und somit sind drei Teilwerke (II. Manual, III. Manual und Hochdruckwerk) im Schwellkasten angeordnet.

 

Im Hinblick auf die Ausrichtung des Instrumentes fiel während der Entwicklung der Planungen die Entscheidung zugunsten eines elektrisch-mobilen Spieltisches, der auf dem Orchesterpodium frei beweglich ist. Der Organist kann inmitten des Orchesters sitzen.

 

Hinweisen möchten wir nicht zuletzt auch auf die Koppelmöglichkeiten des Instrumentes; das III. Manual ebenso wie das Hochdruckwerk sind mit Sub- und Superkoppeln ausgestattet, wobei für das III. Manual zusätzlich die Möglichkeit besteht, die Äquallage abzuschalten.

 

Das Dortmunder Konzerthaus stellt eines der jüngsten deutschen Konzerthäuser dar. Wir sind sehr glücklich, an diesem wichtigen Projekt mitarbeiten gedurft zu haben. Für uns wird ein Traum in Erfüllung gehen, wenn es uns gelingt, mit dieser Orgel nicht nur die Ohren, sondern auch die Herzen der Zuhörer zu erreichen.

 

 

 

zur Disposition…

 

einige Impressionen auf den nächsten Seiten

 

 

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